Vom nahen Wald zum eigenen Haus
Warum in die Ferne schweifen? Boris Ledergerber hat sich beim Bau seines Eigenheims in Windisch für Holz aus dem nahen Rüfenacher Wald entschieden. Die Verarbeitung überliess der Schreiner vertrauensvoll seinem früheren Lehrbetrieb, der Firma Theo Wernli AG in Thalheim. (Text: Urs Waber Jurapark-Zytig)
Wir stehen vor einem schlanken Einfamilienhaus. Es fügt sich gut in die gewachsene Umgebung ein – so, als sei es schon immer hier gestanden. Die Parzelle ist gerade mal 372 Quadratmeter gross. Dennoch wirkt das Haus mit seiner Nettowohnfläche von rund 190 Quadratmetern und seinen hellen Räumen grosszügig. Dank dem schlankeren Wandaufbau im Holzbau konnten gegenüber einem konventionellen Bau rund zehn Zentimeter eingespart werden – zugunsten von mehr Wohnfläche. «Ich wollte immer ein Eigenheim», sagt Boris Ledergerber. Und als sich die Gelegenheit zu einem Ersatzneubau in Windisch bot, griffen der gelernte Schreiner und seine Frau Sara zu. «Für mich war klar, dass das Haus so weit wie möglich mit regionalen Ressourcen erstellt werden soll», hält der Bauherr fest.
Die persönliche Lösung
So stand er eines Morgens zusammen mit Förster Oliver Frey vom Forstbetrieb Geissberg in Villigen mit einer Liste der benötigten Holzmengen im Wald. Frey markierte die passenden Bäume, und nachdem diese gefällt, bei der Holzbaufirma getrocknet und nach den vorberechneten Stücklisten zugesägt worden waren, konnte es losgehen. Die Pläne waren von einem lokalen Architekten, dem künftigen Nachbarn, erstellt worden. Die Ausführung übernahm Ledergerber persönlich. «Dass sich mit der Firma Theo Wernli AG, meinem früheren Lehrbetrieb, ein Anbieter in der Gegend befindet, der in der Lage ist, die ganze Lieferkette von der Sägerei über die Planung bis zur Element-Vorfabrikation im eigenen Betrieb anzubieten, erwies sich als Glücksfall», sagt er. So musste das Holz nicht endlos von Spezialist zu Spezialist durch die Gegend gekarrt oder – noch schlimmer – quer durch Europa herangeführt werden.
«Der Traum vom individuellen Eigenheim einerseits und die durch die lokalen Gegebenheiten und die verdichtete Bauweise auferlegten, meist einschränkenden Rahmenbedingungen andererseits lassen sich immer seltener durch das Standardhaus aus dem Katalog befriedigen», so Beni Wernli, Geschäftsleitungsmitglied in dritter Generation der Theo Wernli AG. Die Firma hat sich zum Ziel gesetzt, nur individuelle Häuser oder Anbauten zu erstellen. Auf den Aufwand angesprochen, meint Wernli: «Sicher brauchen die Kunden Zeit und Interesse, an ihrer eigenen Lösung zu arbeiten. Der Preis hingegen hängt von den Ansprüchen ab».
Die Familie Ledergerber ist bei ihrem Bekenntnis zu Region noch einen Schritt weiter gegangen. Die Isolation wurde in der Schweiz produziert, das Leimholz wurde in der Innerschweiz hergestellt, und die Holzfassade besteht ebenfalls aus Rüfenacher Holz. Gab es Probleme, Unstimmigkeiten oder gar Konflikte? «Eigentlich nicht», meint Boris Ledergerber. «Wir haben uns bei wichtigen Entscheiden und auch mal bei Details gegenseitig einen Termin gesetzt, um alles zu besprechen», präzisiert die Bauherrin. Dennoch: Wenige können und wollen wie Boris und Sara Ledergerber so viel Zeit und Effort in den Bau der eigenen vier Wände investieren. Mit etwas Mut und Disziplin kann der Traum allerdings Realität werden. «Die Eigenleistungen fallen zwar weg, dafür aber auch das Risiko und die zeitliche Belastung. So kommen manche Kunden bereits mit dem Architekten bei uns vorbei, andere eher mit einer generellen Idee, zu der sie unsere Meinung einholen wollen», sagt Beni Wernli. Sara und Boris Ledergerber sind jedenfalls zufrieden. Für sie hat sich der Aufwand gelohnt.